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Sehnsucht nach Röthenbach

Zwischen Emmental und Berner Oberland, zwischen Hügeln und Wäldern liegt Röthenbach. Für Adrian und Cécile ist es der schönste Ort der Welt und Polo Hofer hat dem Ort ein Denkmal gesetzt.

Gerade wenn man meint, dass es nicht mehr weiter geht, nicht mehr weiter gehen kann, weil sich die Strasse irgendwo zwischen den Hügeln und Wäldern verliert, kommt man an auf dem Fischbachboden oberhalb von Röthenbach.

Als erstes taucht eine Herde Damwild auf, die neugierig die Fremden beäugt. Dann kommen Adrian und Cécile um die Ecke. Im Schlepptau haben sie ihre beiden Söhne Vincent und Lucien und im Gesicht ein Lachen das auch die Augen miteinschliesst.

Grenzland

«Schön, seid Ihr da», sagt Adrian und Cécile hat schon die Kaffeemaschine angeworfen. Die beiden haben sich ihren Traum erfüllt: Dort wohnen wo andere nur Ferien machen. «Aber», sagt Cécil schnell, «wir sind bei Nomady, weil wir das alles auch teilen wollen.» Dieses «das alles», bedeutet etwa vier Standplätze am Waldrand in dieser Gegend, wo sich Emmental und Berner Oberland eng umarmen.

Ausbaubares Angebot

Das ist die Aussicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau, die Dreifaltigkeit der Berner Alpen. Oder die Abwesenheit von Strassenlärm und Abgasen. «Es gibt hier eigentlich nichts - keine Fabriken, keine Industrie, keine entsprechenden Emissionen – und kaum Nebel», sagt Adrian. Aber es gibt auch keine Kinos, keine Einkaufscenter und keine Clubs. Fehlt den beiden nicht etwas? Cécile muss laut herauslachen: «Nein - wir leben ja im Paradies und ich möchte mit niemandem tauschen.» Aber sie fügt dann bei: «Du musst flexibel und mobil sein, wenn Du hier wohnst.»

Mehr als ein Stück Land

Sie ist Schulleiterin in einer Nachbargemeinde und Adrian leitet ein Telekommunikationsprojekt beim Bund. Das gäbe eigentlich genug zu tun. Doch da sind noch diese neun Hektar Land, die sie von Adrians Eltern übernommen haben. Zu wenig, viel zu wenig, um darauf eine Existenz aufzubauen. «Aber meine Eltern und die Eltern ihrer Eltern haben alles in diesen Boden gesteckt, ihm geschaut, ihn gepflegt. Das ist viel mehr als ein Stück Land, das gibt man nicht einfach so auf, auch wenn man nicht Bauer werden will», sagt Adrian. Also hat er Zäune gebaut, sich mit Fachliteratur herumgeschlagen, Kurse besucht - und mit der Zucht von Damwild begonnen. Derzeit grasen rund 60 Tiere auf dem Fischbachboden, mittelfristig soll es die doppelte Anzahl sein.

Nähe zu Tieren

Adrians Vater bei der Fütterung der scheuen Damhirsche.

So ab Anfang Juni bis Ende Juli bekommen die Hirschkühe ihre Kälber, welche sie anfänglich im hohen Gras verstecken. Nicht nur wegen dieser Kälber, sondern vor allem wegen der Fütterung sind die Tiere zu einem Highlight für die Camper geworden: «Wir haben ja viele Besucher aus der Stadt, welche keine Haustiere haben», erzählt Cécile. «Bei uns kommen sie dann zum ersten Mal in Kontakt nicht nur mit den Hirschen, sondern auch mit Hühnern, Hasen und Büsis.» Während die Camper-Kinder beim Füttern dabei sein dürfen, danach allenfalls mit Vincent und Lucien spielen, kommen die Eltern oft mit Cécile ins Gespräch. Und offenbar entwickeln sich dabei auch sehr schöne Beziehungen: Bereits sind erste Besucher zum zweiten Mal da. Vielleicht geht es denen wie Polo Hofer: Den hat seine Sehnsucht nach dem Ort zwischen den Hügeln sein Leben lang nicht mehr losgelassen. Und so singt er: «I wett i hätt ds ganze Läbe verbracht, Mit däm Meitschi vo Röthebach.»