Gastgeber

Schlaraffenland mit Aussicht

Am Fuss der Rigi haben sich Jasmin, Florian und ihre drei Mädchen ein kleines Paradies geschaffen. Sie teilen es mit Rehen, seltenen Vögeln, noch selteneren Früchten und ihren Gästen.

Es gibt Orte, die etwas Magisches an sich haben: Man kommt zum ersten Mal im Leben in eine Gegend - und trotzdem fühlt es sich wie Heimkommen an. So ein Ort ist ist der Bio-Hof von Jasmin, Florian und ihren drei Mädchen Lina, Larissa und Olivia. Woran es liegt? Schwer zu sagen. Vielleicht an der speziellen Lage, hoch oben auf der gut besonnten Landzunge am Südhang der Rigi? An der einmaligen Aussicht über den Vierwaldstättersee auf Bürgenstock und Pilatus? An den Gastgebern Jasmin und Florian mit ihrer Herzlichkeit? Dem unbeschwerten Lachen der drei Mädchen, die gerade auf dem Hof herumtoben? An der Ruhe zwischen den rund 150 Hochstammbäumen?

Gratis-Konzert

Wobei - das mit der Ruhe stimmt nicht ganz, denn im riesigen Obstgarten gibt es täglich ein Gratiskonzert. Nein - nicht von den Bauersleuten, die gerne jodeln und auch sonst die Traditionen pflegen. Nein - in teilweise bis zu 100 Jahre alten Bäumen singen unzählige und auch seltene Vögel: Nachtigallen und Mehlschwalben, Rotkehlchen oder Bachstelzen.

Die Bio-Bauern Jasmin und Florian sind vor sechs Jahren hierher gezogen und haben ein kleines Paradies geschaffen. Mit der Betonung auf schaffen. «Wir haben 14 Original-Braunvieh-Kühe, teilweise mit Gurt aber alle mit Hörnern», sagt Florian und ergänzt: «Die geniessen übrigens den Sommer im Tessin». «Zudem haben wir eine kleine Herde Ziegen, Appenzeller Spitzhaubenhühner und ein paar Legehennen aus einem Mastbetrieb. Die waren bereits auf dem Weg zur Vergasung und wir haben ihnen das Leben gerettet.»

Charlotte, die verschmuste Hofhündin, die von allen «Charlie» gerufen wird.

Jeder hat seine Aufgabe

Die meisten Tiere haben eine Aufgabe. Klar, die Kühe geben Milch, die Ziegen bewahren mit ihrem Appetit auf Stauden den Hof vor der Verbuschung und sogar die Hühner geben nicht nur Eier: «Wir zügeln sie von Baum zu Baum, weil dort die Kirschessig-Fliege im Boden überwintert. Wir hoffen nun, dass die Hühner diesen extrem schädlichen Fliegen, die Obst und Beeren anstechen und verderben, den Garaus machen.» sagt Jasmin. Ein biologisches Mittel gegen den Schädling, der aus Japan kommt, gibt es (noch) nicht.

Mediterranes Klima

Der Hof ist eigentlich für eine Familienexistenz zu klein. Eigentlich. Aber Florian arbeitet noch teilweise als Lok-Führer bei den Rigi-Bahnen. Vor allem aber haben er und Jasmin eine Art Schlaraffenland aufgebaut. Nur der preisgekrönte Bio-Wein wird vom Nachbarn geliefert, alles andere sind hofeigene Produkte: Brot, Eier, verschiedene Salsiz (Trockenwürste), Beeren, Konfitüren und Trockenfleisch. Milch gibts einfach dann wenn die Kühe nicht im Tessin, sondern bei uns weilen. Zudem haben sie auch gebrannte Wasser. Und zwar nicht irgendwelchen Schnaps, sondern teilweise über viele Jahre in Eichenfässern gereifte Spirituosen. «Wir haben dank des Sees ein fast mediterranes Klima und sogar Aprikosen oder Feigen gedeihen hier bestens», erzählt Florian. Einige der Obstbäume tragen Früchte, deren Sortennamen niemand mehr kennt, so alt sind sie.

Sorge tragen zum Boden

Jasmin und Florian sind sich bewusst, dass sie den Hof irgendwann an die nächste Generation weitergeben: «Darum pflanzen wir auch neue Bäume an und halten den Boden ohne Agrochemie gesund», sagt Florian und schaut einen Moment in die Welt hinaus, die sich zu seinen Füssen ausbreitet. Für ihn ist das imposante Panorama Alltag. «Aber manchmal, wenn die Sonne in ihrem Abgang die Berge feuerrot färbt, wenn die Schatten länger werden und die Arbeit getan ist; wenn ich dann hier vor dem Haus stehe, dann bin ich einfach nur dankbar.»