Ein Herz für vergessene Obstsorten und alte Methoden
Lieber süss-saftig oder sauer-pelzig? Himbeer- oder Dübendorfer Milchapfel? Süssmost, Dörrfrüchte oder Konfitüre? So reich die Palette des Biolädelis, so reich ist auch die Geschichte hinter jedem Produkt. Familie Hediger widmet sich nämlich nicht nur dem Anbau von qualitativ hochwertigem Obst, sie setzt sich auch für die Erhaltung und Förderung der genetischen Vielfalt dieses ein. Bei ProSpecieRara geht es unter anderem darum, gefährdete und seltene Obstsorten durch die Weiternutzung vor dem Vergessen und dem Aussterben zu bewahren. Und so gibt es auf dem gepachteten und eigenen Land der Hedigners insgesamt etwa 400 Bäume und auch praktisch gleich viele Obstsorten. «Fast jeder Baum ist eine andere Sorte und jedes Stück Obst hat seine ganz eigene Geschichte.» Hans Peter erzählt sie gerne. Auch sonst lässt der redselige Obstbauer keine einen Witz unausgesprochen und keinen Spass aus. Dabei möchte er Dinge einfach leicht nehmen, Spass im Leben und bei der Arbeiten haben.
Prix Bioterra
Der Ton wird etwas ernster wenn von biologischer Landwirtschaft und Nachhaltigkeit ist die Rede ist. «Da gibt es neben den Regeln, welche auf Papier existieren, auch um Respekt und um einen liebevollen Umgang mit der Natur.» Dieser sei vor allem bei der täglichen Arbeit auf dem Feld wirklich lebbar. Die Praxis sei entscheidend. «Wir gehen wöchentlich von Hand auflesen.»
Mit dem «Prix Bioterra», welcher Hans Peter 2013 verliehen bekam, ist seinen Idealen und seiner Arbeit eine Anerkennung erwiesen worden. Mit dem Preis werden Personen ausgezeichnet, welche sich über einen längeren Zeitraum in einem aussergewöhnlichen Mass für den Biolandbau engagieren. Hans Peter wusste in der Tat schon früh um den Wert von guten Produkten und fügt schmunzelnd hinzu: «Als Kleinkind habe ich jeweils die besonders gut schmeckenden Birnen vor meiner Schwester versteckt.»
Sorten- und Artenvielfalt
Reinacher, Oberländer Himbeer, Leuen, Freiherr von Berlepsch, Uster, Klingar, Menznauer oder Jäger. Die Namen der Apfelsorten reichen von illuster bis exotisch und sind teilweise mehrere Jahrhunderte alt. Hinzu kommen noch zahlreiche Zwätschgen und Birnen. Ob süss-mehlig oder sauer und spritzig, bei fast jedem Baum zückt Hans Peter sein Taschenmesser, pflückt eine Frucht, schneidet Schnitzchen ins Fruchtfleisch und lässt uns probieren.
Alte Methoden
Nicht nur die Sorten sind uralt, auch die Ursprünge der Methoden zur Schädlingsbekämpfung reichen weit zurück. So werden zum Beispiel Tontöpfe verwendet, welche mit Strohwolle gefüllt werden. In diesen nisten sich Florfliegen und Ohrwürmer ein, welche dann Läuse und andere Schädlinge fressen. Auch die Bienen, die neben Plantage hausen, tragen ihren Teil zur Gesundheit der Bäume bei: «Es sind zwar nicht meine Bienen, aber die gehören für mich auch dazu. Ich sehe alles ganzheitlich.»
An seinem alten Wissen lässt Hans Peter übrigens auch in Workshops und Projektwochen teilhaben.
Nur der Überschuss wird zu Destillaten
In der Küche des Hauses steht Esther. Konzentriert und geduldig schneidet sie Apfelringe und Schnitze und reiht sie aneinander auf. Sie verarbeitet mit ein paar Gehilfen alles selbst. Alle Produkte sind von Hand gemacht. Und das sind viele. Neben Dörrfrüchten und Konfitüren, gibt es Essig, Eingemachtes, Sirup und Brände. «Übrigens wird nur der Überschuss der Früchte zu Destillaten verarbeitet, sodass er sinnvoll genutzt wird. Wenn die Früchte jedoch nur für die anderen Produkte ausreichen, gibt es keinen Schnaps.» Zum Glück ist Hans Peters Lieblingsprodukt der Gährmost. «Es schmeckt gut, ist total naturbelassen, ohne Zusätze und ein sehr feiner Durstlöscher.»
Vom Anbau von Gemüse in der Westschweiz über die Obstbäume in der Ostschweiz bis zur Milchkuhhaltung in den Alpen, von der Saat bis zur Ernte. Die Landwirtschaft prägt die Landschaft und die Kultur in der Schweiz. In Zusammenarbeit mit Farmy lernen wir ihre Akteure kennen. Mit dabei war Alessandro Citterio als Fotograf.