Natur

Marroni – Das Brot der Bäume

In der kalten Jahreszeit wärmen Marroni unsere Hände und versüssen trübe Nebeltage. Wir schwelgen dann gedanklich in die Ferne, ins Tessin oder nach Italien. Was viele nicht wissen: auch nördlich der Alpen gedeihen Kastanienbäume.

In vielen Regionen der Schweiz waren Kastanienhaine – sogenannte Selven – einst sehr verbreitet. Bis Ende des 19. Jahrhunderts galten die Marroni als Grundnahrungsmittel für viele Schweizerinnen und Schweizer. Besonders im Tessin und in der französischen Schweiz waren die Bäume verbreitet. Die Kastanien steuerten mit vielen Kohlenhydraten, Eiweissen und Vitaminen einen wichtigen Teil zur ausgewogenen Ernährung bei. Als die Bauern während der Industrialisierung vermehrt neue Lebensmittel wie Kartoffeln und Mais anbauten, gingen die Kastanienbestände stark zurück. Die Kastanie geriet in Vergessenheit. Glücklicherweise finden sich trotzdem heute noch Kastanienselven in der Schweiz.

Herkunft der Kastanie

Ursprünglich stammten die stacheligen Nussfrüchte wohl aus der Türkei. Von da aus verbreiteten sie sich bereits in der Antike über den gesamten Mittelmeerraum. Die Edelkastanie wurde nicht nur gegessen, ihr Holz eignete sich dank seiner witterungsbeständigen Eigenschaft hervorragend für Fenster- und Türrahmen. Im Kastanienholz sind natürliche Tannine enthalten, diese schützen es vor Witterung, Fäulnis und Pilzbefall. Auch Telefonmasten, Weinfässer, Lawinenbauten und sogar Schiffe wurden aus dem Holz der Edelkastanie gefertigt. Noch heute ist es für verschiedenste Objekte im Einsatz.

Marroni, Esskastanien und Rosskastanien: Worin liegt der Unterschied?

Weltweit gibt es rund 12 Arten von essbaren Kastanien. Dazu gehört die bekannte Edel- oder Esskastanie, die wir hierzulande im Herbst gerne über dem Feuer braten. Als Marroni bezeichnen Botaniker eine spezielle Züchtung der Esskastanie. Sie ist süsslicher und ihre Früchte sind grösser und runder.

Doch nicht nur die essbare Edelkastanie ist bei uns heimisch, sondern auch die ungeniessbare Rosskastanie. Die Rosskastanie ist nicht mit den übrigen Kastanienarten verwandt, sondern gehört zu der Familie der Seifenbaumgewächse. Wie ihr Name aber schon verrät, sieht sie den essbaren Kastanien ähnlich. Bei genauem Hinsehen lassen sich die beiden Arten aber einfach unterscheiden:

Die Stacheln der Esskastanie sind dünner und weicher als diejenigen der Rosskastanie. Die Schale der Rosskastanie ist auch dicker.

Die Frucht der Esskastanie ist an einer Seite abgeflacht und an der Spitze sitzt ein kleiner pinselartiger Flaum. Die Rosskastanie ist kugelrund und hat keinen solchen Flaum.

Die Blätter der Esskastanie sind länglich und haben einen gezackten Rand. Die Blätter der Rosskastanie hingegen sind fünfgliedrig, sie sehen mit etwas Fantasie einer Hand ähnlich.

Bild: Die Fruchthülle der Rosskastanie hat wenige und harte Stacheln. Die Frucht ist runder.

Marroni sammeln und geniessen

Von Ende September bis Mitte November fallen die Kastanien von den Bäumen. Dann ist es Zeit, die dunklen Nüsse aufzusammeln. In der Schweiz kannst du an diversen Orten selbst nach Marroni suchen. Fündig wirst du sicher im Tessin. Aber auch in der Deutschschweiz und im Wallis gibt es diverse Marroni-Plantagen. Einer der grössten Kastanienhaine der Deutschschweiz liegt in Murg am Walensee. Hier stehen rund 1850 Bäume. Viele davon sind mehr als hundert Jahre alt. Der Verein Pro Kastanie Murg erbaute 2004 den Kastanienweg. Der 2.5 kilometerlange Rundweg führt durch alte Kastanienwälder und die Murgbachschlucht.

«Brot der Bäume» werden die Kastanien übrigens genannt, weil sie sich neben zahlreichen kulinarischen Einsatzmöglichkeiten auch für die Herstellung von Mehl und deshalb auch von Brot eignen.

Text & Bilder: Theres Kummer schreibt über Nachhaltigkeit, Umwelt- und Tierschutz.
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