Unterwegs

Auf dem Agribus in Monte San Vito, auf Olivenbäumen in Tortoreto

Wir haben wilde Spargeln gegessen, auf einem Traktor-Anhänger viele Dinge über Früchte gelernt, wir sind auf Olivenbäume geklettert und wir haben erfahren, wie lange es braucht, um einen Prosciutto Crudo zu machen. In den etwas unbekannteren Marken und Abruzzen haben wir kleine aber feine Orte besucht und Italien so neu kennengelernt. Never been there, never done that.

Die gemütliche Vorsaison

Nur die Vorbereitungen lassen erahnen, wie es hier wohl im Sommer zu und her geht. Im Frühling ist aber, bis auf die emsige Planung, nicht viel Hektik erkennbar. Kein Sonnenschirm-Meer oder Badeschlappen-Auflauf, nicht mal ein kleines Hupkonzert. Der Espresso an der gemütlichen und menschenleeren Espressobar ist bezeichnend für die Gelassenheit, die Italien im Frühling ausstrahlt. Doch für Trubel und Touristenscharen wären wir wohl auch im Sommer an den falschen Orten gewesen. Aber der Reihe nach.

Ankunft in Senigallia

Nach Zwischenhalt in Piemont und nach einigen Stunden Fahrt, haben wir uns den Espresso in der Küstenstadt Senigallia in den Marken redlich verdient. Am Strand hat es kaum Menschen. Die Muscheln sind noch nicht eingesammelt und die Hüpfburgen sind noch eingepackt. Ein Ort, wie aus einer anderen Welt und ein passender Start für eine neue alte Bekanntschaft. Die von Italien.

Die Tour auf dem Traktor-Anhänger (Agribus)

Vom Meer ausgehend, führt der Weg nun ins Landesinnere. Wir besuchen das Camp Frutteto del Monte. Von Alessio, seiner Mutter Maria und seinen sechs Hunden werden wir herzlich empfangen. Bald darauf werden Blüten gezeigt, Sträucher untersucht und wilde Spargeln gesammelt. Letztere werden von Maria dann auch gleich für das Abendessen zu einer feinen Frittata zubereitet. Schnell wird klar, dass man hier mit und von der Natur lebt. Der Verantwortung ihr gegenüber ist sich Alessio bewusst und gibt deshalb sein Wissen gerne weiter. In Form einer geführten Tour, tut er dies auch regelmässig für Schülerinnen und Schüler aus dem nahen Dorf. Wir kommen am nächsten Morgen in den Genuss dieser witzigen und interessanten Fahrt auf dem Anhänger seines alten Fiat-Traktores. Herausgeputzt und gekleidet mit Jacket, erklärt uns der Biobauer, welche Obstsorten es gibt, wie ihn die Camper:innen bei der Ernte unterstützen und viel Arbeit das jährliche Schneiden der Olivenbäume gibt.

Auf Olivenbäumen

Gut genährt und gut informiert, treten wir am nächsten Tag die Weiterreise an. Es geht Richtung Süden. Auf dem Gipfel eines Olivenhains in Tortoreto in den Abruzzen finden wir unser nächstes Camp. Gastgeberin Simona hat uns bereits erwartet und begrüsst uns mit einem traditionellen abruzesischen Dessertwein und Guezli. Das versüsst die ohnehin schon goldene Abendstimmung. Inmitten von Olivenbäumen stellen wir unser Camp auf. Unweit davon ist Mauro immer noch damit beschäftigt, kletternd, Äste von Olivenbäumen zu stutzen. Die abgeernteten Triebe aus dem Vorjahr werden gelichtet und die Spitzen Äste werden gestutzt. Das fördert die Bildung neuer Seitenzweige. Simona und Mauro führen ihren Biobetrieb in erster Generation. Es ist eine Herzensangelegenheit. Das merkt man bereits anhand ihrer Gestik wenn es darum geht, das faszinierende Handwerk zu erklären, welches hinter ihrem Qualitätsprodukt steht. Nach einer sternenklaren und kalten Nacht auf dem Camp, erwartet uns am Morgen eine super Fernsicht auf die Gipfel des Apennins.

Roadtrip durch Italien mit unserem VW California

Prosciutto Crudo

Der südlichste Punkt unserer Reise ist erreicht und wir treten den Rückweg an. Bevor es aber definitiv nach Hause geht und auch weil wir die Einzeletappen gerne kurz halten, machen wir noch Halt im Camp Ca' Licozzo. Im vielseitig ausgerichteten Agriturismo im Landesinneren erkennt man das Engagement der Gastgeber sehr schnell. Hier wurden Pizzaofen, Grillstelle, Spielplatz, Hundeparcours und weitere Dinge erstellt, welche das Campingleben für verschiedene Zielgruppen sehr angenehm gestalten. Da kommt es auch nicht von ungefähr, dass auch ein Degustationsraum für Wein und eine eigene Metzgerei vorhanden sind. Die Verarbeitung von Fleisch, ist wohl Robertos grösste Leidenschaft. Mit Stolz präsentiert er einen Prosciutto, welchen er mit einer eigenen Gewürzmischung einmassiert hat und bis zum Verzehr fast ein Jahr reifen muss. Ein absolutes Qualitätsprodukt, wie er sagt.

Abschied vom neuen alten Bekannten

Wir haben unseren südlichen Nachbarn neu kennengelernt. Wir haben nicht nur unbekannte, kleine Orte gesehen, wir haben auch das Italien des Frühlings erlebt. Es ist etwas kälter, dafür aber nicht so hitzig wie seine etwas spätere Version. Es ist entspannt, herzlich und die Menschen haben etwas mehr Zeit.